Zum 25. Mal schon fanden dieses Jahr am 11. Mai die Leipziger Typotage im Museum für Druckkunst in der Nonnenstraße in Schleußig statt.
Die Konferenz, welche sich mit Themen rund um Schrift, Typografie, Druck- und Mediengestaltung auseinandersetzt, bot auch dieses Jahr wieder ein umfassendes Angebot an zahlreichen Referierenden, die Ihre Arbeit in konkreten Aspekten spannend zu präsentieren wussten. Kein Wunder also, dass das Interesse an dieser gut etablierten Veranstaltung, gerade in der Buchstadt Leipzig wieder einmal besonders groß war.
Im prallgefüllten Saal begann der Tag nach der offiziellen Begrüßung mit einem Vortrag von Andreas Weber, welcher für die Berliner Medienagentur Stan Hema sprach. Hierbei erklärte er sehr anschaulich, welche Bedeutung der Gestaltung von Schrift, gerade in der Markenkommunikation beizumessen ist und wie viel Potenzial dabei auszuschöpfen sein kann. Dies bezog er auch auf das aktuelle Schaffen in seiner Agentur, wie der Gestaltung des offiziellen Logos der Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum. Daran sehr gut anknüpfend stellte Dr. Annette Ludwig, die Direktorin des Mainzer Gutenberg-Museums, die dort im September 2019 beginnende Ausstellung zu den „Typen im Bauhaus“ vor, welche sich gerade mit typografischen Projekten sowie den Druckwerkstätten des Bauhaus in Weimar und Dessau befasst.
Marc Schütz, Leiter des Offenbacher Klingspor Instituts für Schriftgestaltung, stellte dieses noch sehr junge Projekt vor und verdeutlichte wie erfolgreich die Zusammenarbeit der Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach mit dem Klingspor-Museum ist. Er erklärte dabei die vielen verschiedenen Wege auf die Schrift wirken kann, aber auch wie die Analyse und das Arbeiten damit innovativ funktioniert.
Aus einer wesentlich technologischeren Perspektive fuhr Frank Rausch, Interfacedesigner und App- Entwickler, fort. Er rückte gerade digitale Typografie in den Fokus seiner Präsentation. Dabei illustrierte er sehr detailliert, welche kolossale Rolle Schrift bei der Gestaltung diverser Benutzeroberflächen einnimmt und welche Fehler es dabei zu vermeiden gilt. Nach der Mittagspause, die von den anwesenden Besuchern rege zum Austausch und Netzwerken genutzt wurde, konzentrierten sich die weiteren Vorträge besonders auf die konkrete Arbeit bei der Gestaltung von Schriften. So stellte Inga Plönnigs, freie Schriftgestalterin aus Berlin, die von ihr entworfene Schriftart „Messer“ vor, bei deren Entwicklung sie sich an der „Weiß Antiqua“ von 1928 orientierte. Ebenso an einer bereits vorhandenen Schrift angelehnt ist die Arbeit von Petra Rüth, welche an der Leipziger HGB studierte und sich dem Werk von Christian Gottlob Roßberg widmete, der hinter seinem Werk als Schriftentwickler im 18. und 19. Jahrhundert teilweise komplexe mathematische Zusammenhänge entdecken lässt. Dadurch seien ausgewählte Schriften durchaus gut zur Umsetzung als Variable Font geeignet, die auch Thema bei den Vorträgen im Anschluss waren.
So stellte Paul Christ seinen experimentellen Umgang damit vor und Jakob Fangmeier zeigte welche Zukunftsaussichten Variable Fonts insgesamt haben können, aber auch welche Probleme dabei noch bestehen und erörterte darauf aufbauende Lösungsansätze. Zum Abschluss stellte Daniel Klotz, der in seinem Berliner Unternehmen, den „Lettertypen“ oft auch in Zusammenarbeit mit Erik Spiekermann moderne Druckerzeugnisse mit historischen Maschinen erzeugt, seine ins Detail verliebte Arbeit vor.
Dies passte gerade durch den Bezug zur langen Tradition des Druck-Handwerks ausgezeichnet ins Museum für Druckkunst und schloss den ausgesprochen informativen Konferenztag damit stimmig ab. Organisiert wurde das Event erneut von der Gesellschaft zur Förderung der Druckkunst Leipzig e.V., die gerade in diesem Jahr, in dem auch das Museum für Druckkunst das 25. Jubiläum feiert, besonders aktiv ist. Um an den Feierlichkeiten zu diesem Anlass teilzunehmen bietet sich kommender Sonntag, der 19. Mai an, da das Museum zum Tag der offenen Tür neben seinen interessanten Ausstellungen auch zu zahlreichen begleitenden Veranstaltungen einlädt.
Autor: Lucas Keppler