Der Graveur Giambattista Bodoni, Sohn eines italienischen Druckers, beschritt einen außergewöhnlichen Weg: Alles begann 1766, als er Rom verließ und seine Reise zur Cambridge University Press antrat. Sein Ziel war es, eine Schriftschneiderausbildung bei dem berühmten Direktor der Universitätsdruckerei, John Baskerville, zu absolvieren. An Malaria erkrankt, erreichte er sein Reiseziel jedoch nicht. In einem norditalienischen Sanatorium erholter er sich und verbrachte einen erheblichen Teil seiner Zeit damit, täglich neue Schriftschnitte zu konzipieren. Nach seiner Genesung wurde er in Parma Leiter der Stamperia Reale, bevor er 1771 schließlich die Aufgabe erhielt, am Hof des Prinzen Ferdinant von Bourbon-Parma eine private Buchdruckerei zu errichten. Bodoni nutze diese Gelegenheit um Klassiker neu zu setzen und so entstanden einige Folianten und Prachtausgaben, wobei er jede in einer anderen Schrift setzte. Er war nicht nur bei der Schriftauswahl ein Perfektionist, sondern auch bei der Wahl des Papiers. Diese Tugend brachte ihm den Namen »Drucker der Könige und König der Drucker«ein. Nach seinem Tod sichtete seine Frau den immensen Schriftsatz ihres verstorbenen Mannes und veröffentlichte daraus das Handbuch der Typografie – »Manuale Tipografico« – jedoch nur mit einer geringen Auflage von 250 Exemplaren.
Die von Giambattista Bodoni entwickelte und nach ihm benannte Bodoni ist der Schriftklasse der klassizistischen Antiqua einzuordnen. Die Schriften Walbaum (Deutschland), Didot (Frankreich) und Bodoni (Italien) prägten die Einflüsse der Schriftklasse vorwiegend.
Der Kontrast zwischen Grund- und Haarstrichen ist bei der Bodoni besonders groß, was sich sehr gut an den Großbuchstaben H und A erkennen lässt. Sie ist eine Schrift mit sehr feinen Serifen, wodurch sich kleine Punktgrößen nur schwierig darstellen lassen. Es empfiehlt sich hier eine Größe ab 10 Punkt zu wählen. Die Serifen sind außerdem waagerecht ausgeführt. O und Q weisen eine vertikale Achse auf. Dies trägt dazu bei, dass das Schriftbild gesamtheitlich aufrecht und nicht gekippt bzw. fallend wirkt.
Weil die Senkrechte dominiert, braucht die Bodoni viel Abstand zwischen den Zeilen, also viel Weißraum.
Allgemein betrachtet ist die Bodoni eine äußerst majestätische Schrift. Sie eignet sich, lesenswerten Text Geltung zu verschaffen. Sie ist keine bürotaugliche Schrift, vielmehr eine royal anmutende, mit harmonischen Formen und klaren Kontrasten.