Open-Access-Verlage an Hochschulen
Publikationen sind für Wissenschaftler*innen von kaum zu überschätzender Bedeutung. Sie dienen in der Wissenschaftsgemeinschaft als Grundlage für die Kommunikation von neuem Wissen sowie zur Qualitätsbemessung und Zuweisung von Reputation. Denn je mehr ein*e Wissenschaftler*in publiziert und je häufiger deren Erkenntnisse in neue Publikationen einfließen, desto bekannter und ggf. auch anerkannter ist er*sie als Forscher*in. Traditionellerweise sorgen Wissenschaftsverlage dafür, dass Forschung publiziert wird. Indem die Forscher*innen bzw. Bibliotheken, Hochschulen, Universitäten oder Forschungseinrichtungen die Publikationen käuflich erwerben, erhalten sie Zugang zu den Forschungserkenntnissen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Forschern*innen und Institutionen der Zugang verwehrt bleibt, sofern sie nicht die finanziellen Mittel aufbringen können, um die Publikationen von den Verlagen zu erwerben. Gleichzeitig haben sich in den letzten 20 Jahren die Kosten zum Erwerb von Fachzeitschriften vervielfacht. Auf Grund dessen wird seit Anfang der 2000er Jahre wissenschaftliche Literatur zunehmend Open Access, also frei zugänglich und kostenlos für die Rezipienten*innen, publiziert. Auch die Wissenschaftsverlage haben sich dieser Bewegung angenommen und bieten inzwischen Open-Access-Publikationen an. Allerdings verlangen sie hierfür von den Forschern*innen bzw. Institutionen Gebühren im vier‐ bis fünfstelligen Euro-Bereich, was den Zugang erneut erschwert und somit dem Grundgedanken der Open-Access-Bewegung widerspricht.
Da Hochschulen und Universitäten in der Regel die Institutionen sind, an denen Wissenschaftler*innen neue Forschungsergebnisse erzeugen und zur Veröffentlichung vorbereiten, liegt der Gedanke nahe die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen: Über Hochschulverlage könnten die Ergebnisse öffentlich geförderter Forschung für jeden zugänglich gemacht werden, ohne dass dafür große Summen anfallen. Ob dies eine Hochschule leisten kann, ist daher Ziel der Untersuchung des vom Bundesforschungsministeriums geförderten Forschungsprojektes ‘OA-Hochschulverlag’ an der HTWK Leipzig im Fachbereich Buch- und Medienproduktion.
Im Rahmen dessen gilt es zunächst einen Publikationsworkflow auf Grundlage von Recherchen und Best Practices zu entwickeln. Hierfür wird zum Projektauftakt ein Workshop mit ausgewählten Experten*innen von Universitäts- und Wissenschaftsverlagen, Satzdienstleistern*innen, Bibliotheken, Open-Access-Förderern*innen und -Initiativen am 27. Juni 2018 in Leipzig durchgeführt.
Die hier gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu dienen, einen Prototypen in Form eines Open-Access-Hochschulverlags an der HTWK zu etablieren, in dem in einem nachhaltigen, portierbaren State-of-the-Art-Workflow Open-Access-Bücher sowohl in digitaler als auch in gedruckter Form hergestellt und verbreitet werden. Ziel ist es, den Publikationsworkflow so zu konzipieren und dokumentieren, dass dieser leicht auf andere Hochschulen und Universitäten übertragen werden kann.
Somit soll zukünftig jede Institution befähigt werden, eigene Forschungsarbeiten und Graduierungsschriften leicht und effizient sowie bei weitest möglicher Verbreitung, Sichtbarkeit und Zugänglichkeit in digitaler Form als Open Access und als gedrucktes Buch zu veröffentlichen.
Weitere Informationen: folgen in Kürze auf der Fakultätsseite
Geplante Laufzeit: 01. Mai 2018 bis 30. April 2020
Projektfinanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Ansprechpartner: Prof. Dr. rer. nat. Alexander Grossmann
Prof. Dr.-Ing. Michael Reiche
M. Eng. Antonia C. Schrader
Autorin: Antonia Schrader