Leipzig ist eine Musikweltstadt. Das war sie schon immer. Einige der größten Komponisten lebten und wirkten hier. Mit Richard Wagner, Robert und Clara Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Georg Friedrich Telemann und Johann Sebastian Bach und seinen Söhnen, allen voran Carl Philipp Emanuel Bach, sei hier nur ein Auszug der langen Liste der wichtigsten Vertreter genannt. Auch zahlreiche Institutionen und renommierte Konzerthäuser, wie die Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy, das Gewandhaus zu Leipzig oder die Oper zu Leipzig, untermauern Leipzigs Ruf, neben Berlin die Musikhauptstadt Deutschlands zu sein. Es waren aber auch die Musikverlage, die einen beträchtlichen Anteil an der Entwicklung Leipzigs zu einem der führenden Musikstandorte in Europa (innerhalb der ausgeprägten und vielseitigen Verlagslandschaft – würde ich streichen) hatten. Breitkopf und Härtel, Edition Peters und der Hofmeister Musikverlag sind beispielsweise im Graphischen Viertel in Leipzig ansässig gewesene Musikverlage, die auch heute noch existieren und international großes Ansehen genießen. Professionelle und Laienmusiker aus der ganzen Welt nutzen nach wie vor die Musikaliendrucke der in Leipzig ansässigen Verlage. Die drei größten wollen wir euch nachfolgend kurz vorstellen.
Breitkopf und Härtel
Der Musikverlag Breitkopf und Härtel wurde 1719 von Bernhard Christoph Breitkopf gegründet und ist damit der älteste Musikverlag der Welt, verlegte anfangs jedoch auch Literatur verschiedener Genres. Erste Werke aus der Musik wurden ab 1736 verlegt, woraufhin sich eine enge Zusammenarbeit mit großen Komponisten der damaligen Zeit, wie Telemann, Bach, aber auch Joseph Haydn und Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart, etablierte. Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, Sohn von Bernhard Christoph Breitkopf entwickelte im Rahmen der Verlagsarbeit den Hochdruck mit beweglichen Lettern für den Notendruck maßgeblich weiter. Daneben wurden bei Breitkopf und Härtel ab 1770 auch erste Gedichte Goethes veröffentlicht. Die Erfolgsgeschichte setze sich auch im 19. Jahrhundert unter der Leitung Gottfried Christoph Härtels fort, der den Verlag 1800 übernahm. Alle großen Vertreter der Wiener Klassik, allen voran Ludwig van Beethoven, pflegten gute Geschäftsbeziehungen mit dem Verlag. Viele seiner Werke erschienen im Erstdruck bei Breitkopf und Härtel, so zum Beispiel einige der Klaviersonaten, weswegen zahlreiche Urtexte im Fundus Breitkopf und Härtels zu finden sind. Im Staatsarchiv Leipzig sind weiterhin im Bereich Breitkopf und Härtel zahlreiche Manuskripte und Originaldrucke verschiedener Komponisten archiviert. Auch Komponisten der Romantik wurden später verlegt. Mit Bartholdy, Schumann und Wagner, Brahms, Chopin, Grieg und Sibelius seien nur einige genannt. Eine ausgezeichnete Reputation erlangte der Verlag vor allem durch seine umfangreichen Gesamtausgaben fast aller großen Komponisten, vom Barock zur Moderne. Nachdem das Verlagsgebäude im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört wurde, siedelte der Verlag nach Wiesbaden um. Heute gibt es neben einem Standort in Paris auch wieder einen in Leipzig.
Edition Peters
Edition Peters, im Jahr 1800 gegründet, ist heute der größte Musikverlag in Leipzig und neben dem G.geschützes Leereichen Henle Musikverlag einer der größten in Deutschland, Europa und sogar der Welt. Die Edition Peters, früher C. F. Peters Musikverlag, hat eine ähnlich fulminante und erfolgsverwöhnte Geschichte zu erzählen wie Breitkopf und Härtel. Zahlreiche Erstausgaben großer Komponisten erschienen hier. Eine besondere Beziehung gab es allerdings zum norwegischen Komponisten Edvard Grieg, der die berühmte „Peer Gynt“- Suite mit den einprägsamen Melodien der „Morgenstimmung“ oder der Szene „In der Halle des Bergkönigs“ schrieb. Fast alle seine Werke wurden von Edition Peters erstmalig gedruckt. Neben dem freundschaftlichen Verhältnis zum damaligen Verlagsleiter Max Abraham und seinem Nachfolger Henri Hinrichsen reizte ihn vor allem die musikalische Lebendigkeit der Stadt. 1889 erhielt der Peters Musikverlag die alleinigen Rechte zur Publikation all seiner Werke. Im Staatsarchiv Leipzig sind im Bestand der Edition Peters zahlreiche Briefe und Manuskripte katalogisiert. Nach einer Zwangsenteignung in der DDR wurde der Hauptsitz des Verlages nach Frankfurt am Main verlegt . Daneben gibt es weitere Zweigstellen in London und New York. (Wiederholung). Neben den großen Meistern der Alten Musik wird heute auch zeitgenössische Musik veröffentlicht. Vor allem die Klavierschule der Edition Peters ist zum Standardwerk geworden.
Friedrich Hofmeister Musikverlag
Im Graphischen Viertel gegründet 1807 von Friedrich Hofmeister ist der Friedrich Hofmeister Musikverlag der dritte große traditionelle Musikverlag in Leipzig. Werke großer Komponisten wurden vom Hofmeister Verlag gedruckt: Ludwig van Beethoven, Carl Maria von Weber, Franz Liszt, Carl Cerny, Friedrich Kalkbrenner, Ignaz Moscheles, Frederic Chopin, Robert Schumann, Clara Wieck, Mendelssohn Bartholdy, Hector Berlioz, Antonin Dvorak und viele weitere, teils auch als Erstausgaben. Dem Verlag widerfuhr in der DDR ein ähnliches Schicksal wie Edition Peters. Nach einer Zwangsenteignung floh der damalige Inhaber Carl Wilhelm Günther nach Westdeutschland und baute den Verlag in Frankfurt am Main neu auf, in der DDR hingegen existierte er als volkseigener Verlag weiter. Nach der Wiedervereinigung wurden beide Zweige aber wieder zusammengeführt. Neben der großen Literatur der Musikgeschichte umfasst das Verlagsprogramm auch heute noch zahlreiche musikpädagogische Werke, wie Schulen für verschiedene Instrumente und Etüdenbänder. Auch Noten von Werken zeitgenössischer Komponisten werden durch den Friedrich Hofmeister Verlag veröffentlicht.
Neben den drei vorgestellten Musikverlagen mit ihren langen Verlagsgeschichten, gab es noch viele weitere Musikverlage in und um Leipzig und auch Halle (der Geburtsstadt Händels), welche die Grundlage für die Entwicklung der Region zum nationalen Zentrum für die Produktion und den Druck von Musikliteratur, sowie die weitläufige Archivierung von Wissen über die Musik, schuf. Heute sind es aber auch die vielen kleineren Verlage und andere Unternehmen, die vor allem moderne Musik produzieren und vermarkten, die dadurch den historischen Geiste Leipzigs im Kontext der Musik erhalten.
Autor: Toni Barth