Die Branche im Wandel
Jeden Tag werden sie weniger: Menschen, die gedruckte Zeitungen lesen. Vor allem die jüngere, nach der Jahrhundertwende geborene Generation greift zunehmend zum Smartphone, um die Nachrichten zu lesen. Was das allerdings für Folgen haben kann, zeigten die letzten Entwicklungen der Druckerei der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) in Leipzig-Stahmeln. Durch den Verlag der LVZ, die „Madsack“ - Mediengruppe, wurde die Druckerei nach 27 Jahren am letzten Tag des vergangenen Jahres endgültig geschlossen. Zahlreiche Arbeitsplätze sind dadurch verloren gegangen: 60 alleine in der Stammbelegschaft und rund 200 in der ausgegliederten Zeitungsweiterverarbeitung - so die Gewerkschaft „ver.di“. Bereits im Dezember vorletzten Jahres gab es einen Warnstreik. Der „Leipziger Internetzeitung“ zufolge sei, neben den sinkenden Auflagenzahlen, der Abzug eines Großauftrages Grund für die Schließung : die Axel Springer SE wird die sächsische Ausgabe der „Bild“- Zeitung künftig nicht mehr in Leipzig, sondern in der hauseigenen Druckerei in Berlin-Spandau produzieren. Neben den Tageszeitungen „Leipziger Volkszeitung“ und „Dresdner Neueste Nachrichten“ machte dieser circa 50% der gesamten Druckmenge- ein nicht kompensierbarer Verlust. Zudem seien einige Investitionen in die veraltete Technik nötig gewesen. Daraus folgte am 31. Oktober eine Verlegung der Produktion nach Halle. In der MZ- Verlagsdruckerei wird die LVZ fortan nun im Rheinischen Format gedruckt. Zwar gäbe es dort keinen teuren Tarifvertrag, allerdings seien dafür die Vertriebswege länger.
Die regional größte und modernste Druckerei
Die im Nordwesten Leipzigs gelegene Zeitungsdruckerei, die 1992 gegründet wurde und deren Bau damals circa 350 Millionen D-Mark kostete, produzierte einst 550.000 aktuelle Zeitungsausgaben am Tag, daneben Anzeigenblätter und Werbeanzeigen. In dem imposanten Gebäude wurden alle Arbeitsschritte wie Druckplattenherstellung, Offset-Rotationsdruck oder die Weiterverarbeitung in mehreren Hallen vereint. 100 Tonnen Zeitungsdruckpapier verarbeiteten die Druckmaschinen pro Nacht. Dabei 1.400 kg Farbe und 900 kg Schwarz im Vierfarbendruck. Und das alles täglich zu ca. 600.000 druckfrischen Zeitungen. Vor allem der „Koloss von Stahmeln“ eine dreiundsechzig Meter lange Druckmaschine, war Zeugnis der herausragenden Rolle dieser Druckerei als Standort regionaler Zeitungsproduktion.
Zukunft der Druckerei
Wie es nun mit der Druckerei und den ehemaligen Mitarbeitern weitergeht, bleibt ungeklärt. Die Pforten der ehemals größten Zeitungsdruckerei in Leipzig bleiben jedenfalls vorerst verschlossen. In der Zukunft kann das Gebäude, in der schon durch den Namen auf die Nutzung hinweisenden Druckereistraße 1, als eindrücklicher Drehort oder Bürogebäude genutzt werden. Auch Druckprozesse werden hoffentlich bald wieder aufgenommen, schließlich mangelt es ja nicht an funktionierender Einrichtung. Was aus den Forderungen vom Warnstreik 2018 geworden ist, bleibt ebenfalls unbekannt. Eine Interviewanfrage unsererseits wurde mit der Begründung, dass die Schließung der Druckerei „eine unternehmerische Entscheidung des Konzerns“ sei, abgelehnt. Weitere Auskünfte könnten momentan nicht gegeben werden. Dieser tragische Verlust des Printstandortes Leipzig- Stahmeln jedenfalls ist das Ergebnis, wenn sich das Drucken nicht mehr lohnt…
Autor: Toni Barth
Quellen:
www.print.de/allgemein/madsack-schliesst-ende-2019-seine-zeitungsdruckerei-in-leipzig/
de.wikipedia.org/wiki/Leipziger_Volkszeitung
www.flurfunk-dresden.de/2018/10/02/leipziger-verlags-und-druckereigesellschaft-schliesst-druckerei/
www.t-online.de/region/id_84552378/-lvz-druckerei-wird-ende-2019-geschlossen.html
www.welt.de/regionales/sachsen/article181743474/LVZ-Druckerei-wird-Ende-2019-geschlossen.html
verlage-druck-papier.verdi.de/ueber-uns/nachrichten/++co++79e1d51e-c7e0-11e8-80d1-525400f67940
www.mdm-online.de/LGSuche_load.do
(letzter Aufruf: 19.12.2019)