Bücher sind alltäglicher Bestandteil unseres Lebens. Es beginnt mit Kinderbüchern, in der Schule sind es dann Schulbücher und sobald wir das Lesen beherrschen, entscheiden wir selbst was wir in unserer Freizeit lesen. Leider bleibt für das Lesen in unserer schnelllebigen Welt immer weniger Zeit, dabei können Bücher doch Portale in eine Welt sein. Eine Welt, welche wir in unserer Fantasie lebendig werden lassen. Dennoch geraten sie durch andere Medien in den Hintergrund, eine Dieser Ursachen sind Videospiele.
Aber auch in Videospielen gibt es Bücher. Häufig sind es nur Requisiten, Details, ein Bestandteil des Level Designs, um die virtuelle Welt nahbarer erscheinen zu lassen. In manchen Spielen sind sie allerdings mehr als das, sie sind genauso ein Bestandteil der virtuellen Welt, wie in der Realität. Eines dieser Videospiele, beziehungsweise in diesem Fall eine ganze Reihe von Videospielen, ist The Elder Scrolls, welche vor allem durch den fünften Teil Skyrim bekannt wurde. Bereits der Name enthält das Wort Schriftrolle (scroll), was in gewisser Hinsicht auch irgendwie ein Buch ist. In der gesamten Spielwelt von Skyrim sind Bücher verstreut. Häufig kann man sie in Regalen oder auf Tischen finden, aber manchmal liegen auch nur als verbrannte Bücher am Boden. Insgesamt kann man 470 verschiedene Bücher finden. Die meisten von ihnen enthalten Informationen über die Spielwelt. Meistens sind es Chroniken von Herrschern, Überlieferungen „historischer“ Ereignisse und Tagebücher. Obwohl es nur kurze Text sind erzählen sie viel über diese wundersame Welt, ja einige enthalten sogar kurze Geschichten.
Ein anderes Spiel hat es mit der Realität sehr ernst genommen: Kingdom Come: Deliverance. Der Charakter muss das Lesen lernen, da die Bücher andernfalls nur Kauderwelsch enthalten. In diesem Moment wird man daran erinnert, wie es war als man selbst noch nicht lesen konnte und eine Text nur als eine Seite mit willkürlich angeordneten Buchstaben war. Man kann es auch ohne Lesen zu lernen durchspielen, das macht es allerdings schwerer, als es ohnehin schon ist. Einige Schriften dienen nur dazu die Charakterfertigkeit „Lesen“ zu verbessern, andere enthalten historisches Wissen über die Ereignisse um das Jahr 1403. Denn in ebendieser Zeit ereignet sich die Geschichte dieses Spiels. Offenbar sind Videospiele nicht nur zur Unterhaltung geeignet, sondern auch um etwas zu lernen.
Bücher werden häufig durch Videospiele verdrängt, aber manch einer findet doch wieder zum Lesen zurück. In diesem Fall basiert die Geschichte des Spiels auf dem Werk oder Werken eines Autors. So auch bei der Witcher-Reihe. Aus den Kurzgeschichten und Romanen kreierten polnische Videospielentwickler eine dreiteilige Saga. Held der Saga ist der Hexer Geralt, der als Monsterjäger umherzieht und damit seinen Lebensunterhalt verdient. Die Welt ähnelt einem mittelalterlichen Europa und ist von Märchenmotiven übersät. Einige der Spieler waren so sehr von dieser Fantasiewelt begeistert, dass sie sich die Kurzgeschichten und Romane des Autoren Andrzej Sapkowski kauften, um mehr über Hintergrundwissen über die Geschichte zu erfahren und die besser zu verstehen.
Gleiches geschah auch bei der dystopischen Metro-Reihe des russischen Autors Dmitry Glukhovsky. Der Protagonist findet sich in der Moskauer Metro nach einem Atomkrieg wieder. Er muss verlassene, teilweise radioaktiv verseuchte Tunnel Stationen durchqueren. Unter der Erde gibt es verschiedene Fraktionen, einige sind dem Spieler friedlich gesinnt, andere nicht.
Bücher sind also auch in der virtuellen Welt gegenwärtig und einige dieser Welten wurden sogar von Autoren geschaffen. Vielleicht sind diese Videospiele doch etwas Gutes, da einige wohl doch zum Lesen anregen. Es könnte demnächst schwieriger werden Videospiele zu spielen, wenn nebenbei auch noch ein Buch liest. Oder liest man vielleicht primär das Buch und spielt nebenbei?
Tibor Mergenthaler