Lange Zeit konnte der Mensch sein Wissen über die verbale Kommunikation regeln und strukturieren. Mit der Entwicklung des Menschen änderten sich aber auch die Lebensumstände, die sich zunehmend komplexer gestalteten. Die verbale Verständigung reichte nicht aus, um beispielsweise Besitztümer festzuhalten. Eine andere Art und Weise der Erhaltung des Wissens musste her. Ansprüche konnten mit Buchführung besser festgehalten werden. In typografischer Hinsicht ist die geschichtliche Auseinandersetzung mit den Schriftklassifikationen, wo diese ihren Ursprung besitzen, viel faszinierender.
Die DIN 16518 wurde, so wie sie bis heute besteht, 1964 standardisiert und unterteilt die Schrift in 11 Klassifikationen.
Beginnend mit der venezianischen Renaissance-Antiqua, die ihre Entstehung, wie der Name bereits andeutet, in Venedig findet. Aus der Benediktinerschrift von Wendelin de Spira wird durch Nicolas Jenson die erste voll ausgebildete Antiqua – die Jenson-Antiqua (auch litterae Venetae).
Die französische Renaissance-Antiqua ähnelt der venezianischen Renaissance-Antiqua deutlich, was die Unterscheidung schwierig gestaltet. Parallel zum technischen Fortschritt, in welchem sich das Druckbild verfeinert, zeichnet sich auch die Renaissance-Antiqua durch ein feineres Schriftbild aus.
Interessant bei der Barock-Antiqua sind vor allem die weiteren Untergruppierungen. Die holländische Barock-Antiqua vereint ein schlankes Erscheinungsbild mit Merkmalen der französischen Renaissance-Antiqua. John Baskervilles Einfluss wird in der englischen Barock-Antiqua durch stärkere Strichstärkenkontraste deutlich. Die Schrift Romain du roi, entworfen von Philippe Grandjean, ist nur der französischen Königs-Druckerei vorbehalten.
Die Klassizistische Antiqua tritt mit einem kontrastreichen Erscheinungsbild auf. Deshalb wird diese auch als Vorreiter des nahenden Technik- und Industriezeitalters bezeichnet. Ihre feinen Linien der Serifen sind mit den Möglichkeiten des Kupfer- und Stahlstichs umsetzbar.
Als Egyptienne-Schriften werden auch die serifenbetonten Linear-Antiqua bezeichnet. Beginn des 19.Jahrhundert wird die Nachfrage nach werbetauglichen Schriften größer, sodass in dieser Schrift-Klasse Schriften betonte Serifen und einen geringen Strichstärken-Kontrast aufweisen.
Die Gill Sans als ein typischer Vertreter der serifenlosen Linear-Antiqua besitzt nur eine Aufgabe – Aufmerksamkeit erzeugen. Ebenfalls als Grotesk-Schriften werden Schriften ohne Serifen bezeichnet. Die Futura wurde aufgrund des Aufmerksamkeits-Charakters zur Werbeschrift von VW.
Die Antiqua-Varianten umfassen eine Vielzahl von Schriften, die der Antiqua zuzuordnen sind, aber in keiner Vorgänger-Klasse Anschluss findet. In den meisten Fällen dienen Schriften dieser Kategorie als Zierschriften für dekorative Zwecke.
Im Mittelpunkt der Klasse 8 steht nicht die Lesbarkeit, sondern die Gestaltung und Wirkung. Von stark verspielt bis extravagant ist bei den Schreibschriften alles möglich. Die Verwendung einer solchen Schrift sollte gut überlegt sein, da die Wirkung aufgrund persönlichen Geschmacks stark beeinflusst werden kann – positiv als auch negativ.
Die Klasse der Handschriftlichen Antiqua umfasst alle Schriften, die Merkmale der Klassen 1-6 enthalten, aber durch handschriftliche Eigenschaften verändert wurden. Betont werden muss jedoch, dass die Schriften dieser Klasse nicht zu Handschriften zählen, da das Druckbild regelmäßig ist, entsprechend den Gegebenheiten einer Druckschrift.
Gebrochene Schriften sind der 10.Klasse zuzuordnen. Deren prägendes Merkmal besteht in der Unterbrechung der Rundbögen, ganz oder teilweise. Neben Gotisch und Rundgotisch zählen auch die Schwabacher und die Fraktur zu dieser Klasse. Schriften aus dieser Klassifikation treten heutzutage eher vereinzelt und als Deko-Element auf.
Alle anderen Schriften, die keinen lateinischen Ursprung aufweisen, sind in der Klasse „Fremde Schriften“ zusammengefasst. Darunter zählen dann beispielsweise griechische, kyrillische oder arabische Schriften.