Diese Bestrebung sollte jeder (angehende) Verlagshersteller haben: schöne Bücher herzustellen. Unter dem Motto »Vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung« prämiiert die Stiftung Buchkunst seit 1951 jährlich die bestgestalteten und hergestellten Bücher unter ästhetischen und funktionalen Gesichtspunkten. Obwohl undatiert, erhält der Wettbewerb dazu Einsendungen aus hunderten Verlagen, die ihrem Buch das Siegel, eines der schönsten deutschen Bücher zu sein, wünschen.
Die Auswahl
Jedes Buch durchläuft zwei Jurys, die unter Zuhilfenahme eines umfangreichen Fragenkataloges mit Augenmerk auf herstellerische Merkmale wie Konzeption, Typografie, Ausstattung, Lesbarkeit und Illustration sowie Qualitätsaspekten bezüglich Satz, Druck, Papier und Bindung die besten Anwärter nominieren. Neben den 47 prämiierten Büchern wurden in diesem Jahr 17 weitere mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Unterteilt sind sie in acht Gruppen von allgemeiner Literatur über Fach-, Sach- und Schulbüchern bis hin zu Kunst- und Kinderbüchern, einer eigenen Kategorie für Taschenbücher sowie die »Sonderfälle«.
Die erste Jury besteht aus sieben von der Stiftung berufenen JurorInnen aus den Bereichen Buchgestaltung, Herstellung, Produktion und Wirtschaft, die zweite aus acht Mitgliedern der Stiftung sowie einem Gastjuror aus dem Ausland. Einsendeschluss ist jeweils am 31. Oktober des Vorjahres, bis Ende November werden die Prämiierungen und Anerkennungen festgelegt. Die ausgewählten Bücher werden automatisch für den dreiteiligen »Preis der Stiftung Buchkunst« nominiert, auf den 10.000 € ausstehen. Seit 1984 wird dieser Preis von einer Sonderjury bestehend aus zwei Vorstandsmitgliedern, einem amtierenden und zwei Juroren vergangener Jahre verliehen; das Preisgeld bekommen die Verlage.
Der Gesamteindruck zählt
Schönheit heißt nicht Perfektion. Ein Blick auf die Beurteilungsbögen der prämiierten Bücher zeigt, dass unter den technischen und gestalterischen Details auch Abstriche gemacht werden. So ist unter den Kommentaren der Jury zum »Atlas der abgelegenen Inseln« zu lesen, die Prägung des Rückens sei nicht optimal und die Schrift im Vorwort zu groß. Auch muss sich die Jury nicht in allen Aspekten einig sein. Am Ende ist es die Gesamterscheinung eines Buches, die überzeugen muss – so wie beim Atlas vor allem die allgemeine Farbgestaltung und die dem Inhalt angemessene Gesamtgestaltung die meisten Pluspunkte erhielt.
Die Gewinner
Alle eingesandten und ausgezeichneten Bücher, die Preise der Stiftung Buchkunst und die Förderpreise wurden auf der Frankfurter Buchmesse 2010 ausgestellt, wo auch die Urkundenverleihung stattfand.
Den ersten Preis mit 5.000 € erhielt in diesem Jahr der »Atlas der abgelegenen Inseln. Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde« von Judith Schalansky erschienen im mareverlag. Zweiter mit 3.000 € Preisgeld wurde das Kinderbuch »Such dir was aus, aber beeil dich. Kindsein in 10 Kapiteln« von Nadia Budde erschienen im S. Fischer Verlag. Den dritten Platz teilen sich mit jeweils 1.000 € Prämie das Kunstbuch »Portfolio« von Robert Frank vom Steidl Verlag sowie der Gedichtband »Endpunkt« von John Updike vom Rowohlt Verlag.