Es ist nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt, wenn man sagt, dass die meisten Kinder in Deutschland mit den Gebrüdern Grimm und ihren Märchen aufwachsen. Viele von diesen Kindern halten auch heute noch beim Lesen oder Vorlesen lassen dieser Geschichten das Buch „Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm“ von Beltz | Der KinderbuchVerlag in den Händen. Darin sind 80 beliebte Grimmsche Märchen gesammelt und illustriert in einem Format von 28,1 x 19,8 x 3,4 cm.
In meinem Regal steht die 11. Auflage dieses Werkes, in dem vorn geschrieben steht „Schönstes Buch des Jahres Leipzig 1963“. Wenn man es genau nehmen will, ist damit der Titel „Schönstes Buch der DDR 1963“ gemeint. Meine Ausgabe stammt nämlich noch aus der Deutschen Demokratischen Republik vom Kinderbuch Verlag Berlin (welcher von Beltz & Gelberg als Imprint Der KinderbuchVerlag 2002 übernommen wurde). Gekauft für 23,50 Ostmark von meinen Eltern, weitergereicht an mich von meinem großen Bruder – und man sieht, dass wir es gern gelesen haben.
Der glänzende Umschlag, mit einer Rotkäppchen Illustration von Werner Klemke, ist oben und unten mehrmals eingerissen. Der rostrote Leineneinband mit vereinzelten, schwarz aufgedruckten Ästen ist jedoch noch beinahe unversehrt. Da hat der Schutzumschlag seinen Dienst getan.
Werner Klemke, einer der bekanntesten Buchkünstler der DDR, hat das komplette Buch illustriert mit über 400 schwarzweiß Bildern und 12 farbigen Abbildungen über jeweils 2 ganze Seiten. Ganz klar zu erkennen ist Klemkes große Liebe für Holzschnitte. Seine Bilder regen die Fantasie der jungen und älteren Leser*innen an und helfen auch mal über längere Märchen hinweg.
Es ist durch und durch als Kinderbuch gedacht, mit dickem Papier, großem Schriftgrad und großzügigem Zeilenabstand, ohne dabei aber kindlich zu wirken. Das Buch ist ein von vorn bis hinten schön gestaltetes Werk.
Die Beliebtheit lässt nicht nach, auch in Zeiten von digitalen Kinderbüchern. Zuletzt verschenkte ich die 38. Auflage an meine kleine Nichte, die das über 1kg schwere Buch kaum hochheben konnte, aber es ganz aufgeregt meinem Bruder entgegenhielt, bereit ihm beim Vorlesen zuzuhören.
Autorin: Josephine Petzold