Dieses Mal blicken wir in den humoristischen Abschnitt unserer Schatzkammer und widmen uns einem der erfolgreichsten Satiriker der 20. Jahrhunderts: Ephraim Kishon. Geboren wurde er am 23. August 1924 als Ferenc Hoffmann in Budapest. Er überlebte die Judenverfolgung und floh 1949 nach Israel. Später beschreibt er in einer Anekdote wie sein Name von einem israelischen Beamten bei der Einreise einfach geändert wurde. Ironischerweise waren seine Satiren vor allem in Deutschland sehr beliebt.
Ärgernisse des Alltags
Der Sammelband enthält über einhundert seiner Satiren, in denen unterschiedliche Ärgernisse des Alltags thematisiert werden. Kishon schreibt über die Gesellschaft, Politik und die Familie. Sein ungewöhnlicher Name, seine drei Kinder und „die beste Ehefrau von allen“ liefern genügend Stoff für komische Geschichten aus seiner Ehe und Familie. So ist es manchmal notwendig umgekehrte Psychologie anzuwenden, um dafür zu sorgen, dass der Sohn in den Kindergarten geht, oder dass sich die Ehefrau (nicht) umdreht, wenn man sie darum bittet.
Wie auch jeder andere Mensch, hat Kishon hin und wieder Ärger im Haushalt, mit Handwerkern oder der Bürokratie – besonders letzteres ist auch hierzulande ein Ärgernis. So sorgt das Verschwinden eines Boten nicht nur dafür, dass Essen im Kühlschrank verschimmelt, sondern auch dafür, dass ein Unternehmen Insolvenz anmelden muss. Und auch die Politik, besonders die israelische, nimmt er mit seinen Satiren ins Visier. So gibt es eine irrwitzige Geschichte über eine Regierung, die mit ihren Steuergesetzen dafür sorgt, dass der Tauschhandel eingeführt, weil man bei einem zu hohen Einkommen 80% Steuern zahlen muss.
Nicht nur ein Satiriker
Kishon schrieb neben Satiren auch Theaterstücke, so beschreibt er in diesem Sammelband häufig die Eigenheiten des Theaters. Dabei lässt er niemanden außen vor, egal ob Schauspieler, Kritiker oder Zuschauer – es wird sich über jeden mokiert.
Nicht alle seiner Geschichten handeln von ihm, manchmal präsentiert er die Lachhaftigkeit anderer. In einer Geschichte beschreibt ein Mann seine perfekte Ehe oder wie ein anderer seiner Wärmflasche fremd geht.
Insbesondere das Telefonieren scheint sein Leben zu plagen. Mal verbringt eine Ewigkeit in der Leitung oder es klingelt immer während er sich den Rücken einseift oder die Kinder treiben die Telefonrechnung in die Höhe.
Viele seiner Probleme haben wir auch heute noch. Aber nicht alle seine Erzählungen sind zeitlos, aber dann sind sie wenigstens eine Zeitreise in eine Welt ohne Internet und Smartphones. Also wer sich gern über das alltägliche Scheitern eines anderen amüsiert ist gut beraten, mit diesem oder auch einem Sammelband in den Kishon-Kosmos einzutauchen.
Autor: Tibor Mergenthaler