„Red is the color of love. Red also stands for passion, lust for life and danger. We associate red with socialism and revolution, but also with special offers in the supermarket. In a psychology book I read that people become restless when forced to spend a long time in a room with red walls. Fresh green colors are supposed to have a calming effect.
But what if you cannot see any colors at all? Do colors affect what you feel? And how does this influence your life?” (s.30)
Schon einmal darüber nachgedacht, wie es wäre, keine Farben sehen zu können? Die Welt in schwarz-weiß. Kein blauer Himmel, keine grünen Blätter an den Bäumen. Alles grau. So geht es den Einwohnern Pingelaps, einem kleinen Inselatoll Mikronesiens, tief in den Weiten des Pazifischen Ozeans. Es herrscht totale Farbenblindheit, auch Achromatopsie genannt, unter den Inselbewohnern. Eine sehr seltene Krankheit, die sich auf der Insel verbreitete, nachdem ein Taifun das kleine Atoll Anfang des 18. Jahrhunderts verwüstete. Lediglich 20 Menschen überlebten, unter Ihnen der König der Insel. Bereits der britische Neurologe und Schriftsteller Oliver Sacks schrieb 1997 in seinem fast gleichnamigen Buch das erste Mal über die Insel der Farbenblinden. Beim Kehrer Verlag erschien dieses Jahr, 20 Jahre später, ein Bildband der belgischen Fotografin Sanne De Wilde, welcher die ganze Schönheit der Insel und die Einzigartigkeit der Bewohner in zahlreichen Aufnahmen einfängt.
„Where the jungle is pink, the sea is gray and the light is far too bright.“ – CNN
Der 160-seitige Fotoband besteht aus 85 Schwarz-Weiß- und Farbaufnahmen, wobei letztere Infrarotfotografien sind. Diese lassen die Insel in Farben erscheinen, die man nicht erwarten würde. Als läge ein Filter auf ihnen, der jegliche Vorstellungen von uns Menschen, wie eine Insel auszusehen hat, über Bord wirft. Das Buch beinhaltet neben den Fotos, Erzählungen und Eindrücken der Inselbewohner auch „achromatische Malereien“, bei welchen auf Bitten der Künstlerin, Farbenblinde aus Holland die Schwarz-Weiß-Fotos in allen Regenbogenfarben ausgemalt haben. Das Fotobuch kommt als eine Klappenbroschur mit den Maßen 22,5cm x 28cm und zeichnet sich auch durch sein UV-sensitives Cover aus, dessen Farbe sich im Sonnenlicht ändert.
“Color is just a word” – CNN
„The Island of the Colorblind“ soll den Leser und Betrachter dazu auffordern sich mit Fragen, wie “Was ist Farbe eigentlich?” auseinanderzusetzen. Ist das Blau, das ich sehe, das gleiche wie das, was andere sehen? Nehme ich Farben bewusst wahr oder sehe ich es als selbstverständlich an bunt sehen zu können?
Ich bin auf dieses Buch durch einen Artikel im Internet gestoßen und fand die Geschichte hinter den Aufnahmen so beeindruckend, dass ich es direkt bestellt habe. Außerdem fasziniert mich an diesem Fotobuch, dass es mit so viel Liebe gestaltet und hergestellt wurde. Da wären zum einen die verschiedensten Papiere, die verwendet wurden und zum anderen die farbliche Gestaltung innen, sowie außen. Obwohl dieses Buch mein erster Bildband ist, gehört er für mich ganz klar zu den Goldschätzen. Egal ob im Bücherregal oder auf dem Wohnzimmertisch. Jedes Mal, wenn man es aufschlägt, beginnt man die farbliche Reise nach Pingelap aufs Neue.
Das Buch kann hier (https://www.kehrerverlag.com/de/sanne-de-wilde-the-island-of-the-colorblind) erworben werden. Sprache in Englisch.
Autorin: Mia Tscheu