Was Niedergeschriebenes verbindet
Heutzutage nimmt man vieles als selbstverständlich hin und hinterfragt kaum noch. Ob es um grundlegende Bedürfnisse geht, wie z.B.: »Wo kommt mein Essen eigentlich her?« oder alltägliche Dinge wie: »Wie funktioniert mein Computer, mit dem ich gerade diese Zeilen schreibe?« Immer weniger denkt man wie ein Kind, welches allen Dingen auf den Grund gehen möchte, die ihm oder ihr begegnen. Doch manchmal ist es spannend, sich wieder auf diese Denkweise zurückzubesinnen. Auch wenn es etwas so alltägliches betrifft, wie:
»Was hält eigentlich die Seiten meines Buches zusammen?«
Es begann alles mit vier zusammenhängenden Seiten, beschriebener und gefalteter Pergamentbögen. Diese wurden durch Fäden im Rücken miteinander verbunden.
Im Verlauf der Zeit haben sich verschiedene Arten von Bindungen entwickelt. Am bekanntesten ist wohl die Klebebindung, bei welcher der Buchblock aufgeraut und mit Leim verklebt wird. Sei es der neue Krimi der Lieblingsautorin im praktischen Taschenbuchformat oder der alte Roman von Mutti als hochwertiges Hardcover. Viele Bücher in unserem Bücherregal sind so gebunden.
Für einige hochwertigere Bücher jedoch wird auf die oben genannte, altbewährte Bindungsart zurückgegriffen. Sie werden mittels Fadenheftung gebunden, dies ist die haltbarste aber auch eine aufwendige Bindungsart. Hierbei werden einzelne Seiten mittig gefalzt, im Falz vernäht und mit den weiteren Lagen des Gesamtwerkes am Rücken verknotet und somit zu einem kompletten Buchblock zusammengefügt.
Natürlich können nicht nur Bücher gebunden werden, es gibt auch viel Niedergeschriebenes, welches nur wenige Seiten umfasst. Hierfür gibt es zum Beispiel Rückstichheftung, Drahtkammbindung (Wire-O-Bindung), Spiralbindung oder Buchschraubenbindung.
»Es gibt noch viele andere Bindungsarten, doch was macht eine Bindung ausgefallen?«
Es gibt viele Möglichkeiten, die schon erwähnten Bindungen zu verändern und so zu etwas Neuen zu machen. Man kann Materialen verändern, statt Draht Plastik verwenden oder die Bindung durch einen Umschlag, halb oder ganz verdecken.
Bei Broschuren ist es möglich, zum Beispiel eine Knotenfadenheftung zu verwenden. Hierbei wird der Faden von Hand oder mit einer Maschine durch den Falz geführt. Durch die handwerkliche Fertigung und Fäden in verschiedenen Farben oder Materialen ist der Kreativität keine Grenze gesetzt.
Eine weitere Option ist die Steppstichheftung, wobei Broschuren im Bund mit Faden durchgenäht werden. Der Faden bleibt sichtbar oder kann mit einem Umschlag kaschiert werden. Was jedoch recht schade wäre, weil dieser Faden ein echter Blickfang ist und so eine einfache Imagepublikation zu etwas Besonderen machen kann.
Eine weitere recht ungewöhnliche Bindung ist die Machart der chinesischen Broschur. Diese sehr dekorative Bindungsart entstand in China und diente dazu, einen Blattstapel sauber und schön zu verbinden. Bei dieser Art der Bindung werden die Inhalt- und Umschlagblätter mit einem kleinen Bohrer einen Zentimeter vom Bund entfernt gelocht. Danach wird ein Faden von Hand durch den vorgelochten Blattstapel geheftet. Eine wunderschöne Bindung, nicht nur für hochwertigere Druckerzeugnisse, sondern auch etwas für den Heimgebrauch.
An sich gibt es in der Welt der handgemachten Bücher, was die Art der Bindung angeht, keine Grenzen. Von durch das Papier durchgesteckten Strohalmen, bis zur mit den Seiten vernähten Baumrinde, alles ist möglich.
Auch die sonst durch den Buchdeckel verdeckte Fadenheftung kann zum absoluten Blickfang werden. Die einzelnen Lagen können durch fantasievoll genähte Muster, Buchstaben oder sogar Comicfiguren miteinander verbunden. Und der Buchrücken ist keine Grenze, es wird über ihn hinaus, auf den Umschlag weiter genäht. So entstehen wunderschöne Muster und einzigartige Cover. Hier kann man wieder Kind sein und seine Fantasien ausleben. Und vielleicht lernt man so, diesen kleinen alltäglichen Dingen, wieder mehr Beachtung und Wertschätzung zu schenken.