Mit immer größeren Schritten dringt die Digitalisierung in viele Bereiche unseres Lebens ein und macht dabei auch nicht vor unseren Jüngsten halt. Oftmals ist zu beobachten wie bereits zweijährige Kinder an den Smartphones und Tablet der Eltern spielen und diese nach kurzer Zeit gefühlt besser bedienen können, als so mancher Erwachsener. Denn so ein Tablet-Computer ist schon ideal für Kinder. Die Bedienung des Geräts mit den Fingern, durch die sich Dinge auf dem Bildschirm bewegen und verändern können begreifen auch die Jüngsten sehr schnell. Dieser Trend ist auch nicht an den Verlagen spurlos vorbeigegangen, die neue Geschäftsmodelle und Programme auf den Buchmarkt gebracht haben, um die Möglichkeiten des Erzählens an die neuen Technologien anzupassen. Vor allem im Bereich des Bilderbuchs gibt es nun zahlreiche Möglichkeiten, um Geschichten mit den Mitteln eines digitalen Abspielgeräts zu erzählen. Diese E-Books, Enhanced E-Books und Mobile-Apps ähneln ihrem analogen Pendant, können dem Nutzer aber ein neues Erlebnis durch auditive und bewegte Elemente bieten.
Schauen wir dabei als erstes auf die grundlegenden Funktionen, die fast alle dieser Bücher bereits mit sich bringen. Zum einen ist da das Umblättern durch einen Wisch über dem Bildschirm, mit dem das Seitenblättern beim Analogen Buch imitiert werden soll. Es gibt allerdings auch „laufende Kameraführungen“, mit denen wie in einem Video durch das Buch geführt wird. Das ist natürlich Geschmackssache. Der Buchcharakter wird durch das Seitenumblättern wesentlich besser erhalten und rückt damit nicht allzu sehr in Richtung einer unabhängigen „Spiele-App“.
Dabei bieten natürlich auch Mini-Spiele einen großen Mehrwert für digitale Bilderbücher. Diese können geschickt in die Geschichte des Buchs verwoben werden und bieten den Rezipienten abwechslungsreiche Leseerlebnisse. Ein Beispiel hierfür ist die App „Oh, wie schön ist Panama“ bei der sieben Mini-Spiele in die Story eingebaut sind, die man spielen oder auch einfach überspringen kann, sollte man so in der Geschichte weitergehen wollen. Hat man die jeweilige Aufgabe des Spiels bewältigt, gibt es kleine Belohnungen zum Sammeln. Die Spiele können dann nach erstmaligem Spielen in einer Übersicht aufgerufen und erneut gespielt werden. Das bietet einen nachhaltigen Effekt für die App und lässt sie nach einmaligem Durchlesen nicht direkt wieder verstauben.
Weiterhin bieten auch viele animierte Elemente in den Bildern der Geschichte Spaß für die Kinder, indem durch Antippen Bewegungen oder Geräusche ausgelöst werden. Somit gibt es wesentlich mehr auf jeder einzelnen Seite zu entdecken. Ein Beispiel dafür ist die App „Die Brille“ bei der auf einzelnen Bildern durch Tippen eine magische Brille aufgesetzt werden kann, die die Objekte im Bild verändert und antippbar macht.
Neben diesen „Spielereien“ ist die Vorlesefunktion der digitalen Bilderbücher eine essentielle Funktion, die es Kindern ermöglicht sich eigenständig mit der Geschichte auseinander zu setzen und dabei noch Lesen oder sogar eine andere Sprache zu lernen.
Die Beispiele zeigen, welch zahlreiche Möglichkeiten zur Gestaltung digitaler Bilderbücher zur Verfügung stehen. Verschiedene interaktive Elemente, wie Minispiele können in die Geschichten integriert werden und lassen die Nutzer viele Dinge eigenständig entdecken. Hintergrundgeräusche verbessern die Atmosphäre, Text und Bild interagieren miteinander.
Digitale Bilderbücher können das Erleben schon bekannter Geschichten erweitern und so die Geschichten neu erzählen. Gleichzeitig können auch ganz neue Zielgruppen erreicht werden, wie Leute, die normalerweise keine Bücher kaufen aber ein Smartphone oder Tablet besitzen. Weitere Vorteile für den Käufer sind der geringere Kaufpreis aufgrund des Appmarktes und auch eine eigenständige Beschäftigung der Kinder mit dem Medium durch seine Vorlesefunktion. Auf der anderen Seite bieten digitale Bilderbücher nicht nur den Verlagen die Möglichkeit der Erstellung und des Vertriebs solcher Produkte, sondern auch Startups und branchenfremde Unternehmen können hier mit einsteigen. Das fordert natürlich wiederum die Verlage auf neue Wege zu finden, um ihren Platz im digitalen Buchmarkt zu sichern.