Trotz der Digitalisierung nimmt weltweit der Bedarf an Papier zu. Dadurch werden Papierproduzenten zum Nachdenken angeregt, wie auch Uwe D’Agnone aus dem Rheinland. Er gilt als der Produktentwickler und Erfinder einer umweltfreundlicheren und ressourcenschonenderen Alternative zu herkömmlichen Papieren: das Graspapier. Es besteht aus einer Kombination von Grasfasern (40-50%) mit Altpapier oder Zellstoff (Frischfasern aus Holz).
Gras ist ein überall wachsendes Naturprodukt und somit im großen Ausmaß verfügbar, sodass es keine Notwendigkeit darstellt, eigene Nutzflächen für Grasanbau zu schaffen. Demnach ist es preiswert in der Region erhältlich und lange Transportwege entfallen, was sich in der CO2-Bilanz deutlich wiederspiegelt. Auch eine Lebensraumzerstörung ist auszuschließen, da es aus unbewirtschafteten Flächen, die zum Ausgleich von neu gebauten Straßen oder Gebäuden dienen – sogenannte Ausgleichsflächen, bezogen wird. Je länger dort das Gras auf der Wiese wächst, desto mehr Fasern bildet es aus und kann besser verarbeitet werden.
In der Herstellung bedarf es unter einen Liter virtuelles Wasser pro Tonne Graszellstoff. Im Vergleich hierzu benötigt eine Tonne Holzzellstoff mehrere Tausend Liter Wasser. Dies entspricht pro Tonne Papier rund 6.000 Liter weniger Wasser, wodurch auch eine Energieersparnis von 80% pro Tonne Frischfasermaterial entsteht. Zudem bleibt die Verwendung von Chemikalien aus, da kein Lignin, wie es im Holzzellstoff enthalten ist, chemisch entfernt werden muss.
Das Heu wird sorgfältig getrocknet und gelagert, wonach es idealerweise eine Restfeuchte von 12-13% besitzt. Für eine höhere Effizienz beim Transport werden die aufbereiteten Grasfasern rein mechanisch zu Pellets zusammengepresst.
Gerade in Kombination mit Frischfaser eignet sich der Rohstoff optimal für Lebensmittelverpackungen wie Eierkartons, Obstschalen und »Kaffee to go« Bechern, da er von Schadstoffen, Mineralöl und Allergenen befreit, sowie auf dermatologische Verträglichkeit getestet ist. Durch ein ISEGA Zertifikat wird die Lebensmittelunbedenklichkeit bestätigt. Auch Einkaufstaschen, Papiere unterschiedlicher flächenbezogener Masse, sowie andere Arten von Verpackungen lassen sich aus Graspapier produzieren. Ebenso vielseitig einsetzbar ist Graspapier in Sachen Druckerzeugnisse, denn es ist sowohl im Offsetdruck, als auch im Digitaldruck bedruckbar und eignet sich demgemäß für den Bücherdruck.
Nicht nur der Herstellungsprozess, sondern auch die Recyclingfähigkeit des Materials verstärken den ökologischen Vorteil: Graspapier ist kompostierbar, TÜV-geprüft, sowie PEFC und FSC-Mix zertifiziert. Dementsprechend werden wichtige Rohstoffe dem Wertstoffkreislauf zurückgegeben.
Autor: Sophia Dubiel