Die damalige Erkenntnis, dass die Erde keine Scheibe ist, sondern eine Kugel, die Entwicklung erster Rechner in den 40er Jahren, die Erfindung des Rades oder die Ablösung der klassischen Mechanik durch die Relativitätstheorie und Quantenmechanik sind nur Beispiele für viele, in der Vergangenheit stattgefundene, Paradigmenwechsel, welche die Denkweisen und Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Theorien grundsätzlich verändert haben. All diese Fortschritte setzten sich nicht kurzzeitig durch, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg. Gegner neuer Erkenntnisse starben allmählich aus und die neue Generation machte sich von vornherein mit der Wahrheit vertraut. So beschäftigt sich die Forschung zwar schon seit 1980 mit der Technologie der „Erweiterten Realität“ und doch wird die Zukunft noch ungeahnte Möglichkeiten bieten.
Was ist Augmented Reality (AR)?
Die eigene Umwelt mit zusätzlichen Informationen, wie 3-D Objekten, Videos, Bildern, Texten, Orten oder Personen zu erweitern, das ist Augmented Reality. Sie schlägt eine Brücke zwischen digitaler und realer Welt und lässt so eine ganz neue Form der Mensch-Computer-Interaktion zu. Virtuelle Objekte werden lagegerecht und in Echtzeit per Smartphone, Tablet, Datenbrille oder Computer mittels der passenden Augmented Reality Software (vor allem Apps) in die reale Umwelt eingebunden. Nicht zu verwechseln ist AR mit Virtual Reality (VR). Während bei AR die reale und virtuelle Welt verschmelzen, entstehen bei VR hingegen separat virtuelle Welten, die von der echten Realität abgekoppelt sind. Das Anwendungsgebiet beider Technologien ist dementsprechend verschieden.
Wo wird Augmented Reality eingesetzt?
Dem Einsatz von AR sind keine Grenzen gesetzt. Eine Möglichkeit, die Frank Bayerl (Geschäftsführer von Fröbus aus Köln) am 14.12.2017 auf dem IP3-Kolloquium an der HTWK Leipzig vortrug, ist „die virtuelle Vitrine“. Besonders alte und wertvolle Bücher werden digitalisiert und somit ein Faksimile (originalgetreue Nachbildung oder Reproduktion eines Druckerzeugnisses) mit unglaublicher Detailtreue und Farbauthentizität erstellt. Damit dieses dem Betrachter so gut wie möglich zugänglich gemacht werden kann, wird das Original in eine Vitrine gelegt und das Faksimile auf die vordere Scheibe der Vitrine projiziert. So ist es möglich, das Buch „anfassbar“ zu machen, man kann darin blättern, Teile vergrößern oder verkleinern und interessante Zusatzinformationen erhalten. Es entsteht eine einmalige Verbindung des Originals mit der neu erschaffenen virtuellen Realität.
Besonders von Bedeutung ist Augmented Reality auch für die Industrie 4.0. Die Wartung und Reparatur von Maschinen kann erheblich erleichtert werden. Die immer komplexer werdenden Maschinen benötigen hochqualifizierte Mitarbeiter und schnelle Daten. Dank AR kann die Ursache direkt an der Maschine herausgefunden werden. Durch die Erfassung eines an der Maschine angebrachten Markers, der beispielsweise mit einem Tablet eingescannt wird, wird das dafür vorgesehene Programm gestartet worüber entschieden werden kann welche Handlungen ausgeführt werden sollen. Über das Tablet können benötigte Schritte zur Reparatur eingeleitet, eine visuelle Anleitung zum Wartungsprozess angesehen oder Ersatzteile umgehend bestellt werden. Somit sparen sich Unternehmen viel Geld und Zeit.
Die genannten Beispiele sind nur ein kleiner Einblick in die Welt der erweiterten Realität. Was die Zukunft für uns bereit hält, wissen wir nicht. Allerdings werden früher oder später alle Nutzer mit dieser Technologie in Berührung kommen, da Augmented Reality ein neues Zeitalter des Konsums und des Kommunikationsverhaltens einleiten wird. Vielleicht werden sogar die Bildschirme von PCs und Smartphones einmal abgelöst und komplett durch Brillengestelle oder Kontaktlinsen, die mit der nötigen Technologie ausgestattet sind, ersetzt.
Autorin: Hannah Zobel