Wer kennt sie nicht – Die grellgelben, schmucklosen und günstigen Hefte mit Weltliteratur von Goethe über Schiller bis Lessing. Seit Generationen dürften keine Schüler mehr um diese herumgekommen sein. Am 10. November 1867 erschienen die ersten Bände von Reclams Universal-Bibliothek – allen voran Goethes „Faust. Erster Teil“. 2017 feiert Reclam sein 150-jähriges Jubiläum und ist damit die älteste deutsche Buchreihe.
Wer kennt sie nicht – Die grellgelben, schmucklosen und günstigen Hefte mit Weltliteratur von Goethe über Schiller bis Lessing. Seit Generationen dürften keine Schüler mehr um diese herumgekommen sein. Am 10. November 1867 erschienen die ersten Bände von Reclams Universal-Bibliothek – allen voran Goethes „Faust. Erster Teil“. 2017 feiert Reclam sein 150-jähriges Jubiläum und ist damit die älteste deutsche Buchreihe.
Im Jahr 1867 tritt eine Änderung des Urheberrechts in Kraft. Seitdem waren Texte von Autoren, die 30 Jahre tot waren, gemeinfrei. Reclam begann schon Monate vor der Änderung des Urheberrechts mit der Produktion von über 50 Buchtiteln, da sich viele Verleger ein gutes Geschäft versprachen und die Konkurrenz so übergangen werden sollte. Tatsächlich fanden die Bücher außergewöhnlich hohen Absatz. Goethes "Faust" mit einer für damalige Verhältnisse hohen Startauflage von 5.000 Exemplaren war innerhalb weniger Wochen ausverkauft. Mit einem Absatz von 4,9 Millionen Exemplaren belegt das Buch seit 1948 in der Top-10-Liste heute noch Platz zwei, so der Verlag. Pro Jahr erschienen 140 Bände - Klassiker der deutschen und europäischen Literatur, Gesetzesausgaben, antike, Opern- und philosophische Texte, moderne Skandinavier und auch Unterhaltungsliteratur. Mit dem Nationalsozialismus mussten Werke jüdischer oder politisch missliebiger Autoren aus dem Programm.
Seit ihrem Bestehen hat sich die Universal Bibliothek vielfach gewandelt. Das ursprüngliche Konzept der beiden Gründer Anton Philipp Reclam und dessen Sohn Hans Heinrich wurde jedoch bis heute beibehalten – die kulturellen Klassiker der deutschen und europäischen Literatur für die breite Schicht erschwinglich zu machen. Erfolgreich waren die Reclams auch deshalb, weil sie modernste Produktionstechniken einsetzten und deren Marketing und Vertrieb professionell und zielgruppengerecht agierten. Neben besonderen Einführungskonditionen für den Handel wurden die Büchlein aktiv beworben. Ihre prägnante gelbe Farbe erhielten sie erst in den 70er Jahren.
Im Zuge des Jubiläums erscheinen 16 Titel in einer Jubiläumsedition in besonderer und hochwertiger Ausstattung. Darunter befinden sich auch Bände, die es bisher noch nicht im Reclam-Format gab. Die Texte sind aus verschiedenen Genres, Zeiten und Weltregionen.
„Gehasst, geliebt, gelesen“, schreibt der Verlag über seine Produkte. Während mancher Reclamhefte aufgrund der Texte schätzt, bedeutet Reclam für andere lästige Pflichtlektüre. In jedem Fall hat Reclam ein unverwechselbares Erscheinungsbild und jeder, der ein gelbes Reclamheft bereits in der Hand gehalten hat, hat eine Erinnerung daran.
Autorin: Greta Schulz