Green Publishing
Der größte Branchentreff im deutschsprachigen Raum, die Frankfurter Buchmesse, wurde in diesem Jahr als Plattform für die Auftaktveranstaltung des interdisziplinären Projekts »Nachhaltiges Publizieren – Neue Standards für die Verlagsbranche« genutzt. Die als Podiumsdiskussion angelegte Veranstaltung fand am 12.10.2011 im Forum Verlagsherstellung statt, wodurch die Zielgruppe schon allein durch die Auswahl des Veranstaltungsortes deutlich wurde. Das durch das Umweltbundesamt geförderte Projekt richtet sich mit seinen Tätigkeitsschwerpunkten an die herstellenden Unternehmen der Branche. Die Zeichen der Zeit wurden in der Branche erkannt. Somit findet seit Jahren eine spürbare Sensibilisierung für den ökologischen Fußabdruck eines Produkts bzw. des gesamten Unternehmens statt. Im Rahmen dieser Schwerpunktverschiebung ergeben sich unzählige Fragen für die Hersteller, Drucker und Dienstleister. Das Projekt des oekom-Verlags »Nachhaltiges Publizieren – Neue Standards für die Verlagsbranche« hat sich zur Aufgabe gemacht diesen Fragen in Zusammenarbeit mit weiteren Stellen der Wissenschaft und Wirtschaft Antworten geben zu können.
Die Moderation der sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung des Projekts wurde von Anke Oxenfarth vom oekom-Verlag übernommen. Die Expertengruppe bestand aus Susanne Funk als Vertreterin der Frankfurter Buchmesse, dem Geschäftsführer des oekom-Verlags Jacob Radloff, Professor Christian Ide der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Dr. Ulf Jaeckel als Vertreter des Bundesumweltministeriums und Gabriele Schermuly-Wunderlich vom Bundesverband Druck und Medien. Die diskutierten Themenkomplexe verband die Kernintention einer Sensibilisierung für die Folgen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit mit den sich daraus anschließenden Handlungsoptionen für die Branche. Die von Anke Oxenfarth eingeleitete Podiumsdiskussion wurde durch sie mit den Eckpunkten der Zielstellung und des Anlasses des Projekts eröffnet. Die Ziele lassen sich demnach in drei Hauptpunkte gliedern: Beschleunigung des noch zu zögerlichen Umdenkens, Sensibilisierung für die umweltpolitische Verantwortung aller Akteure und die flächendeckende Bereitstellung des erarbeiteten Wissens.
Susanne Funke gab im Anschluss bereits einen Ausblick, dass diese Auftaktveranstaltung den Startschuss bildet und das bereits 2012 mit ersten Handlungsempfehlungen für die Branche zu rechnen ist. Der im Projekt federführende oekom-Verlag wurde in der Expertengruppe durch den Geschäftsführer Jacob Radloff vertreten, der den Verlag mit seinen Kennzahlen und dem Schwerpunkt aller Tätigkeiten im Unternehmen, Nachhaltigkeit und Ökologie, vorstellte. Das bereits im Jahre 2008 eine klimaneutrale Bilanz vorweisende Verlagshaus hat sich von Beginn an die Aufgabe gestellt nicht nur die ökologischen Ansprüche zu predigen, sondern diese auch selbst umzusetzen. Das nun initiierte Projekt hat sich als Zielmarke die Frankfurter Buchmesse im kommenden Jahr gesetzt, auf welcher Handlungsempfehlungen für Verlage und angeschlossene Unternehmen vorgestellt werden sollen. Die von Prof. Christian Ide angesprochene Möglichkeit der Einflussnahme auf den Grad der Umweltbelastung sieht er vorwiegend in der Vermeidung als in der Verminderung. Die Einflussmöglichkeiten sieht er zum einen direkt und zum anderen indirekt. Die Produktgestaltung ist hierbei ein direktes Mittel zur Verbesserung der Ökobilanz von Erzeugnissen. Selbstverständlich darf dabei nicht der Kundenanspruch aus den Augen verloren werden. Beispielsweise ist eine Verringerung des Buchumfangs nur bis zu einem gewissen Grad durchführbar, führt aber schon zu einem geringeren Materialeinsatz. Eine indirekte Einflussnahme verbirgt sich in der Optimierung der Prozessgestaltung, also zu Beispiel in der Minimierung von Transportwegen.
Die Rolle des Staates als regulierendes Organ des Wirtschaftssystems wurde von Dr. Ulf Jaeckel beschrieben. Neben der Gefahrenabwehr in Form des Verbots von umwelt- und gesundheitsschädlichen Stoffen ist vor allem das Setzen von verbindlichen Standards eine Aufgabe der Bundesministerien. Die Kennzeichnung von konformen Produkten soll hierbei den Konsumenten Sicherheit geben und den Markt beeinflussen. Der Blaue Engel wurde an dieser Stelle als eines der ersten Umweltlogos der Branche genannt, welches somit bis heute zur Setzung von Standards und Verbraucherinformation beiträgt. Dr. Jaeckel äußerte ebenfalls seine Erwartungen an das Projekt, welche er insbesondere in der Erarbeitung von weiteren Standards und der Sensibilisierung von Lesern sieht. Die Branche solle eine Vorreiterrolle einnehmen. Gabriele Schermuly-Wunderlich vom Bundesverband Druck und Medien stellte im Rahmen der Auftaktveranstaltung den Emissionsrechner des Verbandes vor. Dieser ermöglicht es herstellenden Unternehmen für verschiedene Offset-Verfahren ihre Prozesse zu bewerten und entsprechend der errechneten CO2-Bilanz ihre Arbeitsschritte zu verbessern. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Möglichkeit der Zertifizierung von Unternehmen, welche die festgelegten Standards erfüllen.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Appell an die Unternehmen der Branche, welcher schon den Charakter einer Handlungsempfehlung aufgewiesen hatte. Einerseits sollten die hergestellten Produkte zertifiziert werden, andererseits muss auch auf die Auswahl der angeschlossenen Dienstleister Wert gelegt werden. Insbesondere die Beauftragung von regionalen Druckereien wurde an dieser Stelle in den Vordergrund gestellt. Das ökologische Bewusstsein der Mitarbeiter muss geschärft und gefördert werden, damit das gesamte Unternehmen seinen ökologischen Fußabdruck verbessern kann.