Publishers' Forum 2013
Vier Studentinnen der Studiengänge Medienmanagement und Buch- und Medienproduktion hatten die Chance, sich beim Publisher’s Forum 2013 vom 22. bis 23. April 2013 einen Eindruck von den aktuellen Themen der Medienbranche zu verschaffen.
In den letzten Jahren hat der gesamte Publishing-Prozess einen Wandel erfahren. Laut einem Vortrag im Rahmen des Publisher's Forums waren im Jahr 2000 noch gut ein Drittel der globalen Informationen analog, wohingegen analoge Informationen heute lediglich einen Anteil von zwei Prozent an den Gesamtinformationen haben. Das heißt, dass weltweit achtundneunzig Prozent der Informationen digital sind. Welche Konsequenzen ergeben sich aus dieser Entwicklung für den Herstellungsprozess und welche Perspektiven hat das Publishing bzw. bietet sich diesem? Diese und weitere Fragen standen unter anderem im Fokus des Publishers‘ Forum 2013, welches vom 22. bis 23. April 2013 im Berliner Concord Hotel stattfand.
In der zehnten Auflage dieser Tagung wurde von den Referenten beispielsweise erörtert, wie wichtig Big Data ist und welche Konsequenzen sowie Möglichkeiten sich daraus ergeben. Mit der Vorstellung aktueller Projekte und Entwicklungen in diesem Bereich konnten zahlreiche Eindrücke zu dieser Thematik und deren Wichtigkeit sowie Potenzial erworben werden. Inhaltlich und fachlich brandneu, hoch interessante Themen, aufgeschlossene Referenten sowie gute Rahmenbedingungen – von mir gibt es für diese Veranstaltung daher ein „Daumenhoch“ und ein „auf jeden Fall empfehlenswert“.
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Semantik, Big Data, APIs - klingt alles nicht nach Buch, sondern eher nach Informatik und genau das war auch mein Eindruck, den ich beim Publisher's Forum gewonnen habe: Die Digitalisierung und das Internet haben Einzug in der Verlagsbranche gehalten und nun heißt es, auch in diesem Feld Fuß zu fassen.
Die parallel stattfindenden Vorträge auf Englisch und Deutsch waren informativ und kurzweilig. Dabei ließen vor allem die amerikanischen Referenten erahnen, wohin es mit der Branche gehen könnte: »Data is the oil in the publishing world.« (Edward Nawotka, Publishing Perspectives). Der Verlag als Dienstleistungsunternehmen, das zuerst Themen aufspürt und anschließend dafür Autoren findet, das sich mit anderen Dienstleistern auf Augenhöhe vernetzt und natürlich weiterhin den Kundenkontakt im Fokus behalten muss - so lässt sich das Schlusswort von Helmut von Berg (Klopotek), dem Gastgeber des Publisher's Forums, zusammenfassen. Alles in allem eine spannende Veranstaltung mit einem breitgefächerten Programm und Referentinnen und Referenten aus ganz verschiedenen Bereichen. Ich fand es sehr hilfreich, einen Eindruck zukünftig relevanter Themen zu bekommen, den ich nun mit den Lehrinhalten im Studium verbinden kann. Und ich bin gespannt, wie viele und welche der Ideen tatsächlich umgesetzt werden.
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Ideen zu digitalen Schulbüchern, mit iPads ausgestattete Klassen, ganze Bibliotheken, die in Zusammenarbeit mit Google digitalisiert werden, Strategien zum E-Book-Marketing, ein euphorischer Vortrag über API´s, mit denen alles möglich scheint, ein ausgesprochen interessanter Workshop zur E-Typografie und eine durchaus spannende, abschließende Debatte über das Leistungsschutzgesetz.
Das waren die Tagungspunkte des Publisher's Forum, die mir inhaltlich am besten gefielen. Das zweisprachige Programm war vielseitig und zeigte, dass andere Nationen eine andere, weniger traditionelle Einstellung zum Digitalen, ob Apps, E-Books oder den richtigen Umgang mit Daten, haben. Wie die genaue Zukunft des Publizierens aussehen wird, kann im Wesentlichen auch weiterhin nur gemutmaßt werden. Für neue Eindrücke und Ansichten zu meist bekannten Themen war dieses Forum allerdings eine tolle Gelegenheit.
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Lässt man den Blick durch das Auditorium schweifen, stellt man fest, dass achtzig Prozent der Anwesenden Männer ab Mitte vierzig sind. In einheitlichem Businesslook füllen sie die Stuhlreihen und nicht wenige beschäftigen sich mit ihrem Laptop, Smartphone oder Tablet. Die neuste Technik ist auf dem Publishers Forum auf jeden Fall vertreten. Aber sind auch die Verlage so modern wie die Geräte der Firmenchefs und Manager? Der Vortragende auf der Bühne spricht von der neuen Generation, die jetzt 19- bis 25-jährigen, die in ein paar Jahren die Schlüsselstellen besetzen und die Branche kräftig verändern werden – so prophezeit er es für die Zukunft. Die Anwesenden zeigen sich wenig beeindruckt – ob es an ihrem Desinteresse liegt, dem Verdrängen des unaufhaltsam näher rückenden Wandels oder an den wichtigen E-Mails, die sie in diesem Augenblick beantworten, kann nur vermutet werden.
Wir Studenten sind die neue Generation, doch bereitet uns das Studium gut auf die neuen Aufgaben der Arbeitswelt vor? Big Data, Cloud Computing, Content Management, SEO, APIs … alles Begriffe, die zwar noch keine zentrale Rolle im Modulplan spielen, aber hoffentlich thematisch auftauchen werden.
Die Verlagsbranche befindet sich in einem gewaltigen Wandel. Wer schnell reagiert, sich anpasst, Prozesse umstellt, Strukturen verändert und sich auf neue Entwicklungen einlässt, kann die Gunst der Stunde nutzen und gestärkt aus der vermeintlichen Krise hervorgehen. Das Publishers Forum in Berlin hat die Richtung aufgezeigt, jetzt ist es an den Verlagen, diese Wege mutig zu gehen.