(Vor)Leseförderung mit digitalen Medien
Möglichkeiten der Umsetzung am Beispiel der „Lesestart“-Apps
Vorlesen im Kindesalter fördert nachweislich die Lust am Lesenlernen. Doch nicht nur Kinder müssen zum Lesen motiviert werden, auch Eltern brauchen ab und zu eine Ermunterung zum Vorlesen. Einen möglichen Ansporn bietet das Vorlesen mit Kinderbuch-Apps für Tablets oder Smartphones. Im Rahmen der „Lesestart“-Initiative und in Zusammenarbeit mit den Verlagen Carlsen, Ravensburger und Oettinger wurden drei kostenlose Apps veröffentlicht, die zeigen, wie das funktionieren kann.
Das „Lesestart“-Programm
„Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“ ist eine Initiative zur Sprach- und Leseförderung, die 2011 ins Leben gerufen wurde. Sie wird von der Stiftung Lesen durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Vorläufer des aktuellen Programms waren „Lesestart – Mit Büchern wachsen“ (ab 2006 im Freistaat Sachsen) und „Lesestart – Die Lese-Initiative für Deutschland“ (2008-2010 deutschlandweit). Die gegenwärtige Initiative basiert auf einem 3-Etappen-Prinzip. Innerhalb jeder Etappe bekommen ein-, drei- und sechsjährige Kinder jeweils ein Lesestart-Set im Rahmen von bestimmten Ereignissen, wie der U6-Vorsorge beim Arzt, einem Bibliotheksbesuch mit dem Kindergarten und der Schuleinführung. Darin enthalten ist ein Buchgeschenk für Kinder und Infomaterial zum Thema Vorlesen für Eltern.
Die „Lesestart“-Apps
Um Eltern eine Hilfestellung zum Vorlesen zu geben, wurden drei kostenlose Kinderbuch-Apps in Zusammenarbeit mit renommierten Verlagen veröffentlicht. Im Jahr 2012 gab der Carlsen Verlag innerhalb der Pixi-Reihe den Titel „Meine ersten Bücher“ für Smartphones und Tablets der Betriebssysteme Apple und Android heraus. 2013 folgte Ravensburger mit „Alle meine Bücher“ für Smartphones und 2014 veröffentlichte Oettinger die dritte App „Mein neuer Freund das Känguru“ speziell für Tablets und Kindle. Die Kinderbuch-Apps enthalten vielfältige Funktionen, die von einfachen Wischeffekten bis hin zu Aufnahmefunktionen und auslösbaren Animationen reichen. Damit wird jede Geschichte zu einem multimedialen Erlebnis.
Alle drei Apps enthalten jeweils eine Geschichte zu Themen wie Freundschaft, Familie und natürlich dem Lesen. Ähnlich wie bei gedruckten Kinderbüchern können die Seiten mittels der Hand durch Wischbewegungen durchgeblättert werden. Aber auch das Berühren von Pfeilen ist möglich. Jede der Geschichten ist entsprechend ihres Inhalts illustriert, animiert und enthält zusätzliche Hintergrundgeräusche. Weiterhin kann zu den Geschichten eine Vorlesestimme eingespielt werden. Alle zusätzlichen Features können aber jederzeit auch deaktiviert werden, sodass sich Eltern ihre eigene Geschichte ausdenken können.
Ist die Geschichte zu Ende gelesen, werden Kinder und Eltern mit Memory- und Puzzle-Spielen belohnt. Die Apps „Meine ersten Bücher“ und „Mein neuer Freund das Känguru“ enthalten außerdem eine Aufnahmefunktion, mit der Eltern ihre eigenen Geschichten aufnehmen können. Ein besonderer Bonus von Oettingers App sind die rot hervorgehobenen Wörter beim Abspielen der App. Sie zeigen das aktuell vorgelesene Wort, sodass Leseanfänger parallel mitlesen können. Um einen besseren Überblick über alle Funktionen zu behalten, besitzt jedes Kinderbuch ein Menü, das bei Bedarf aufgerufen werden kann. Die in der App enthaltenen Funktionen werden mit Hilfe eines eindeutigen Icons im Menü abgebildet. Das macht die Apps notfalls auch für Kinder allein bedienbar. Die vorgegebenen Texte sind einfach und für Kinder verständlich verfasst. Inhaltlich zeigen sie, wie Kinder die Freude am Lesen entdecken, und regen so auch die jungen Benutzer der App zum häufigeren Lesen an.
Aber auch als Erwachsener kann man Freude daran entwickeln, die vielen verschiedenen Effekte zusammen mit seinen Kindern zu entdecken. Die Kinderbuch-Apps sind auch für reisefreudige Familien sehr praktisch. Durch die Speicherkapazität der Endgeräte können bequem zahlreiche Apps „mitgenommen“ werden. Damit bleibt die Auswahl an Geschichten auch außerhalb der eigenen vier Wände groß.
Werbefreiheit und die Abwesenheit von In-App-Käufen machen die Apps noch kinderfreundlicher. Es gibt keine Gefahr, dass Kinder durch zum Beispiel plötzlich erscheinende Werbebanner ungeeignete Seiten im Internet aufrufen oder versehentlich kostenpflichtige Erweiterungen der App kaufen.
Die interaktiven „Lesestart“-Apps sind allesamt sehr umfangreich gestaltet, besonders wenn man bedenkt, dass die Apps kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Sie sind sowohl für App-Neulinge zu empfehlen, die erst ein paar Einblicke gewinnen wollen, als auch für Eltern, die bereits Erfahrung im Vorlesen mit digitalen Medien haben. Die gelungene Umsetzung der Apps macht sowohl Vorleseförderung von Eltern als auch Leseförderung ihrer Kinder möglich. Die Vielzahl an Funktionen und die spannenden Animationen laden immer wieder zum gemeinsamen Lesen ein.
Weitere Informationen zum „Lesestart“-Programm finden Sie auf: www.lesestart.de